Seminare und Workshops sind längst nicht mehr nur Instrumente der Wissensvermittlung und -generierung. Diese Events sind immer auch geprägt von persönlichen Begegnungen und selbstständiger Zusammenarbeit – und haben somit auch auf der Ebene der Persönlichkeitsentwicklung enormes Potenzial.
Coach und Spieleentwickler Ralf Besser findet: Dieses Potenzial wird in Vortrags- und Workshop-Situationen viel zu selten genutzt. Um Vortragenden und Teilnehmenden in dieser Disziplin gleichermaßen auf die Sprünge zu helfen, hat Besser einige Kartensets entwickelt, die in Workshop-Situationen mit gezielten Fragen und Beobachtungsanweisungen zu mehr Selbstreflexion und einem offenen Miteinander führen sollen. Denn Workshop und Co. werden produktiver, wenn die teilnehmenden Personen (und die Workshopleitenden!) sich kritisch mit Ihrem eigenen Verhalten auseinandersetzen.
In diesem Teil unserer Reihe um die Workshop-Tools von Ralf Besser geht es um die Reflexionstools »Beobachtungskarten für LernbegleiterInnen und SeminarteilnehmerInnen« und »Fragen für Vortragende und für Zuhörende.« Besser erklärt Ihnen in eigenen Worten die Funktionsweise seiner Werkzeuge, erzählt von ihrer Entstehungsgeschichte und gibt Tipps für die Anwendung.
Mehr zur Person von Ralf Besser finden Sie im ersten Teil der Reihe und auf besser-wie-gut.de.
Die Reflexionstools »Beobachtungskarten für LernbegleiterInnen und für SeminarteilnehmerInnen«
Beobachtungskarten für BegleiterInnen und für SeminarteilnehmerInnen
Was würden Hirnforscher über die bewusste Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit persönlichen Veränderungen anmerken? Ich denke, sie würden die Aussage tätigen: »An dem Ort, auf den eine bewusste Aufmerksamkeit gerichtet wird, fängt auch eine - häufig unbewusste - Veränderung an.« Ich denke, dass die Aufmerksamkeitssteuerung ein viel zu wenig beachtetes Instrument ist. Und das lässt sich mit diesen beiden Kartensets wunderbar nutzen.
Die TeilnehmerInnen und auch die LernbegleiterInnen ziehen jeweils eine Selbstbeobachtungskarte und nehmen sich selbst über das Seminar bzw. den Workshop zu diesem Aspekt besonders wahr. Was sind das für Beobachtungsaufträge? Zwei Beispiele aus der Box für die TeilnehmerInnen: »In welchen Situationen unterdrücke ich Fragen?«, »Wie nutze ich die Erkenntnisse der anderen TeilnehmerInnen?« Und zwei weitere aus der Box für LernbegleiterInnen: »Welche Reaktionen erhalte ich auf mein Verhalten?«, »Was lerne ich von der Art und Weise meiner TeilnehmerInnen?«.
Da die Beobachtungskarten zufällig gezogen werden, entsteht schnell eine Akzeptanz zu den Fragen. Und vor allem kommen die TeilnehmerInnen aus den eingefahrenen Denkmustern heraus. Von großer Bedeutung ist, dass sie von beiden, also von dem/der TrainerIn und von den TeilnehmerInnen, angewendet werden. Das ist Begegnung auf Augenhöhe.
Das Reflexionstool »Fragen für Vortragende und für Zuhörende«
Fragen für Vortragende und für Zuhörende
Das ist eines meiner Lieblings-Sets. 54 grundsätzliche Fragenarten habe ich herausgearbeitet und zu jeder Fragenart drei generalisierte Fragen herausgearbeitet, unter denen ausgewählt werden kann. Die sind jeweils auf einer Spielkarte abgedruckt.
Wie können diese fast 2 x 150 Fragen genutzt werden? Man kann eine Vorauswahl treffen und sie während eines Impulsbeitrages zufällig und zu beliebigen Augenblicken – am besten von Teilnehmern – ziehen lassen. Das bringt Überraschungen, Würze und förderlich kritisches Hinterfragen in jeden Vortrag. Das habe ich selbst, sogar in Großveranstaltungen an mir erprobt. Die Fragen sind so aufbereitet, dass sie beide Richtungen berücksichtigen: Vom Vortragende an die Zuhörer und umgekehrt.
Ein Beispiel gefällig? Unterschiedsfrage: »Welche Gründe gibt es aus Ihrer Sicht, dass diese Inhalte bereits in der Schule vermittelt werden sollten?« oder Gefühlsfrage: »Welche Gefühle verbinden Sie mit Ihren Inhalten?«
Haben Sie Fragen an den Autor oder wünschen Sie weitere Informationen zu den Workshoptools? Setzen Sie sich mit uns unter support@coachbar.de in Verbindung!